Outtakes 1.0 - schonungslos und unverblühmt

Die heutige Etappe (14.10.) war so ein Tag, wo ich mich immer wieder in Gedanken verloren habe. Während ich gestern wegen der schönen Wege immer wieder Lächeln musste, sorgte die eintönige Strecke heute für ein Gedankenwirrwarr. Faro's Viertakt trug seinen Teil dazu bei - ruhig, gleichmässig, Kilometer um Kilometer, meditativ. Andere pilgern auf dem Jakobsweg, ich eben auf dem Alpenrheinweg.

In meinem Kopf drehten sich die Gedanken um das bereits erlebte, um das was schon Jahre zurück lag und vor allem um die letzten Monate. Ich gebe zu, dass ich mir die Tage vor Tourbeginn alles andere als sicher war ob das alles klappt wie ich es mir so "schön" überlegt habe. Mein Körper streikte mal wieder und einmal mehr war ich schier am verzweifeln. Wut, Tränen und Unzufriedenheit bestimmten meinen Tag. Das einzige was mich motivierte war die baldige Heimreise mit Faro. Ich will mich nicht unterkriegen lassen von diesen - nennen wir es beim Namen: Long-Covid-Symptomen und habe sowas von die Schnauze gestrichen voll. Wenn ich es nicht probiere, dann werde ich es bereuen, dafür kenne ich mich zu gut. Sollte ich an den Punkt kommen, wo ich merke, dass mein Körper oder der von Faro nicht mehr mag, höre ich auf. Auch dafür kenne ich mich zu gut und habe auch schon zu viele Touren gemacht, als das ich auf Teufel komm raus dieses Unterfangen durchringen muss. Das könnt ihr mir glauben! Und ich habe so grossartige Unterstützung, was mich unglaublich dankbar macht.

Der Tag war anstrengend, wahrscheinlich auch weil meine Gedanken fortzu kreisten. Meine Achillessehne schmerzte zunehmend und war auch etwas dick, das Laufen wurde immer mühsamer. Aber ich wollte mich auch nicht auf's Pferd setzen, ich habe Faro heute morgen gesagt, dass ich neben ihr die Etappe laufe, also mache ich das auch. Raus aus den Wanderschuhe ging das Laufen ein Vielfaches einfacher, aber das geht eben nur nach Ankunft. Da muss ich mich durchbeissen und noch komme ich vorwärts.

Heikel durfte ich heute bezüglich Pinkelpause auch nicht sein. Kein Baum, kein Wald, kein Busch. Nur offene Fläche so weit das Auge reicht. Gut, konnte ich recht weit schauen - vor, zurück, auf die andere Seite und hoch auf den Damm. Hose runter. Ruckzuck zackzack. Weiter geht's!

Meine Nase, läuft, brennt und leuchtet so rot wie jene vom Rentier Rudolph, aber auch das stecke ich brav weg. Na und das ich Dauermuskelkater habe, muss ich euch nach einigen Monaten Nichtstun auch nicht auf die Nase binden.

Ich bin heute richtig müde und erschöpft, aber doch auch erfüllt und glücklich!